Bericht über das Pferdeprojekt vom 27.-29. 01. 2009
Projektleiter:
Gisela Dinauer
Peter Speckmaier
Projektbegleiter:
Eva Botz
Ellen Flocke
Christian Hallweger
Projektteilnehmer:
Sarah Ergin
Carlo Galusic
Simon Marat
Jonas Ulbrich
Benno Winter
Felix Dam
Zwangsweise Mitlernende: Die Eltern, die Freunde und sonstiges Umfeld
Tagesabläufe
1. Tag
Die Projektteilnehmer kamen vollzählig am Dienstag um 8.30 Uhr in Petershausen am Bahnhof an, wo sie von Peter Speckmaier abgeholt wurden.
Nachdem sie ihre Zimmer bei uns im Haus in Hohenkammer bezogen hatten, trafen wir uns im Esszimmer zu einem Besprechungsfrühstück. Es ging um: warum Projekt, was bedeutet es an einem Projekt teilzunehmen, wir besprachen die möglichen Vorteile und die Verantwortlichkeiten aller beteiligten Seiten, machten uns einen Tagesplan und einen groben Übersichtsplan für die folgenden drei Tage.
Anschließend trafen wir uns in Arbeitskleidung im Stall. Wir fütterten die Pferde gemeinsam mit Heu und Kraftfutter und machten gemeinsam den Mist weg.
Unsere 12 Pferde leben gemeinsam Tag und Nacht in einer Herde im Offenstall. Es stehen ihnen im Winter ca. 1,5 ha Fläche dauerhaft zur Verfügung, in der sie sich frei bewegen können. Im Sommer sind es etwa 3,5 ha.
Ich war sehr erstaunt, wie frei sich die Schüler in der Herde bewegen trauten und wie dies von den Pferden harmonisch geduldet wurde. Dies ist nicht üblich. Daraus zog ich meine ersten
Schlüsse einer wirklich guten und erfolgversprechenden Zusammenarbeit zwischen den Schülern und meinem Team.
Nach ca. 30 Minuten Pferdebekanntschaft saßen die ersten bereits in der Koppel auf den Pferden während diese ihr Heu fraßen.
Da war bereits klar, dass die Schüler dieses Projekt wollen und auch genießen können.
Nach dem Mittagessen und einer angemessenen Pause trafen wir uns im Seminarraum zur Grundlagenbesprechung über Verhaltensweisen und Körpersprache der Pferde.
Anschließend gingen sie mit Peter zum Stall, um Pferde führen zu lernen. Nach der Abendfütterung gab es für alle Abendessen und danach freie Gestaltung des Abends.
Gegen 22.00 Uhr sollte Bettruhe herrschen, was sich als sehr schwierig herausstellte. Die 5 Jungs waren sehr unruhig, mussten sich viel und laut unterhalten und fanden keine Ruhe.
Dies ist am ersten Abend oft so, doch diesmal war es heftiger. Nach dem wir zusammen die Ursache für ihre Einschlafschwierigkeiten mit Hilfe der „Goldenen Regel“ analysiert hatten, konnten sie auch sofort einschlafen. Sie schliefen durch und wachten am nächsten Morgen auch erst gegen 8.00 Uhr auf. In der folgenden Nacht taten sie sich schon viel leichter.
2. Tag
Am Morgen gingen wir nach dem Frühstück wieder unserer alltäglichen Arbeit mit Füttern der Pferde und Misten nach. Danach drehten wir eine gemeinsame Runde mit den Pferden im Wald. Wir waren mit 4 Pferden unterwegs. Sie haben die Pferde abwechselnd geführt und sich teilweise auch auf dem ungesattelten Pferd führen lassen. Die Schüler als auch die Pferde waren motiviert und es ist ihnen teilweise schon gute Teamarbeit gelungen.
Nach dem Mittagessen und einer angebrachten Pause gab es theoretischen Unterricht in Psychologie. Es ging um Stress, warum es ihn gibt, die Hintergründe und die Wichtigkeit, die damit verbundene Hormonausschüttung, Gehirntätigkeit und das Zusammenspiel mit den Drüsen , Organen und dem Immunsystem. Es ging um die Gehirntätigkeit in Stresssituationen und die Lösung, die unser Körper uns dafür bietet. Wir übertrugen dann die Erkenntnisse auf unser tägliches Leben und stellten fest, dass wir fast immer unter Stress in Verhaltensweisen fallen, die automatisch ablaufen und je nach unseren Prägungen sich teilweise sehr eigenartig zeigen. Wir konnten auch deutlich sehen, was Stress auslöst und gegenseitig unsere eigene Unfähigkeit im Umgang mit diesen Situationen erkennen.
Beispiele hierzu folgen.
Am späten Nachmittag gingen wir dann zur Abendfütterung in den Stall und noch eine kleine Runde mit den Pferden in den Wald.
Nach dem Abendessen legte die Magdalena die Mathe Wochenarbeit auf den Tisch. Bei fasst allen Schülern stellte sich ein spontaner Stresszustand ein. Wir besprachen zusammen die Situation, machten uns die theoretischen Kenntnisse über Stress noch mal bewusst und beobachteten gegenseitig unser Verhalten. Dies war sehr amüsant und teilweise mussten wir über die Situationen, die wir beobachteten auch lachen. Anschließend ging es allen ein Stück besser und sie konnten alle einen großen Teil der Wochenarbeit in relativ kurzer Zeit erledigen. Beispiele folgen.
3. Tag
Nach dem Frühstück gab es Theorie von und mit Peter. Es ging um: „to be a leader“
Sie erarbeiteten in einem “brain storming”, was sie von den Menschen erwarten, die sie von Geburt bis zu erwachsen werden auf ihrem Lebensweg begleiten und welche Eigenschaften sie von diesen Menschen erwarten um selbstbewusste Persönlichkeiten werden zu können.
Die Sammlung an Begriffen war ordentlich. Sie konnten es auch gut akzeptieren, dass genau diese Eigenschaften notwendig sind, um ein Pferd führen und reiten zu können. Letztendlich ging es noch um Zielsetzungen und darum, was sie denn für sich selbst im Leben erwarten und welchen Beitrag sie denn bereit sind dafür zu leisten. Beispiele folgen.
Nach dem Mittagessen gab es noch einen Block Theorie. Hierbei ging es um die Macht der Vorstellung, um Glaubensmuster und um den Einfluss unseres Unterbewusstsein im täglichen Umgang mit anderen Menschen speziell unseren Erziehern (Eltern und Lehrern)
Wir stützen uns in erster Linie auf die goldene Regel Wir haben auch einen Deal zusammen geschlossen, dessen Inhalte wir nicht verraten werden. Dies ist die Lernaufgabe, die wir an die Erzieher und Lehrer weitergeben und wir erhoffen uns am Schuljahresende von euch zu hören, welcher Deal dies gewesen sein könnte.
Am Nachmittag ging es dann wieder an die Pferde. Wir sattelten 5 Pferde und gingen ins Gelände. Magdalena machte den Guide. Einige der Schüler entfalteten ihre Führungsqualitäten beim führen und andere auch schon beim Reiten, obwohl sie zuvor noch nie selbständig geritten sind. Teilweise schafften sie es bereits das Pferd im Wald selbständig zu lenken und auch eine Strecke von ein paar hundert Metern zu traben. Die Selbstbewusstseinsinfusion vom Vormittag begann schon zu wirken.
Nach der Abendfütterung gingen wir auch zum Abendessen. Danach brachte ich sie zur S-Bahn.
Alles in allem waren wir alle sehr zufrieden mit uns. Ich empfand die Tage als bereichern.
Dafür bin ich sehr dankbar.
Zielsetzungen fürs Pferdeprojekt
-Reiten mit Leichtigkeit – Leben in Leichtigkeit
-Verantwortungsbewussten Umgang lernen
-Ziele erkennen, stecken und für die Erreichung derer sorgen
-Lernen dafür zu sorgen, dass wir immer genügend Energie in unserm Körper zur Verfügung haben
-Den Umgang mit den Pferden immer mehr zu perfektionieren
-Die „Goldene Regel“ einhalten und zu unserem Vorteil nutzen zu lernen
-Aktive Mitarbeit an unserer eigenen positiven Veränderung und der positiven Veränderung der Pferde und unserem Umfeld
-Stresserkennung und Stresslösung
-Unseren seelischen und unseren körperlichen Bereich zusammen führen
-Uns um uns selber kümmern lernen
-Sanft lernen und sanft lehren
u.s.w.
Beispiele aus dem Alltag des Projektlebens
Stresssituation
Beispiel 1: Die Schüler saßen alle zusammen am Esstisch um den Mathe-Wochenplan zu bearbeiten. Beim bloßen Ansehen des Arbeitsblattes verfielen alle bis auf einen in eine unglaubliche Stresssituation. Es war, wie wenn sie einen Schalter umgelegt hätten, faselten ganz wirre zusammenhanglose Sätze. Einer sagte, er könne die Aufgaben nur mit seinem Vater erledigen und er dürfe dies hier gar nicht machen ein anderer sagte, das ginge nur zu Hause und so hatten fast alle Ausreden, warum es nicht ginge. Ich sah mir dies eine Zeitlang an und sagte sehr verwundert, dass sie sich gerade alle sehr eigenartig verhielten und ob das öfter mal so sei. Sie sagten, das wäre in der Schule häufig so. Ich machte sie daraufhin auf das Aufmerksam, was wir am Vormittag über Stress gelernt hatten. Wir machten uns die Gehirntätigkeit bei Stress bewusst, holten uns die Bilder geistig wieder her, die wir auf der Leinwand zum Thema behandelt hatten. Ich forderte sie auf, sich gegenseitig zu beobachten um herauszufinden, auf welche weise der vom Gehirn abgeschaltete Körper nun reagierte. Wir stellten fest, dass in diesem Fall der Körper völlig selbständig handelt. Einer von ihnen musste so viele komische coole Dinge reden, die völlig zusammenhanglos waren, dass es den anderen auffiel, das dies mit der eigentlichen Person dessen nichts mehr zu tun hat. Wir redeten sogar ziemlich laut über das eigenartige Verhalten des Schülers ohne dass er selber es registrieren konnte obwohl er genau neben uns saß. Nach einiger Zeit wurde er dann doch auf uns aufmerksam. Wir sprachen ihn auf sein Verhalten an und er sagte, er habe es nicht bemerkt.
Daraufhin vereinbarten wir, wie viel von der Wochenarbeit erledigt werden sollte und ich zog mich zurück.
Nach ca. einer halbern Stunde waren alle mit den Aufgaben fertig. Sie hatten alles selbständig gelöst. Da waren wir alle ganz schön stolz auf diese Leistung.
Beispiel 2: Ein ähnliches Beispiel hatten wir auch in der Theorie. Einer der Jungen konnte sich überhaupt nicht konzentrieren. Er spielte ständig mit seiner kleinen Taschenlampe und versuchte die anderen zu stören. Am nächsten Tag unterhielten wir uns noch mal über Stress und holten uns vor unserem geistigen Auge noch mal die Taschenlampenspielersituation her. Ergebnis war, dass ihn alleine das Thema so unter Stress gesetzt hat, dass sein Gehirn immer wieder abschaltete und nun sein Unterbewusstsein selbständig handelte. Manche Menschen sind darauf geprägt in schwierigen Situationen automatisch mit Ablenkungsmanöver zu reagieren.
Gäbe noch eine Vielzahl von Beispielen und Situationen, die es wert wären niederzuschreiben. Doch dann würde aus diesem Bericht ein Buch werden. Vielleicht mag der ein oder andere von euch Lesern seine persönlichen Eindrücke und veränderte Situationen seit dem Start des Projekts einfach notieren. Vielen herzlichen Dank im Namen aller, die vielleicht mal davon profitieren.
Beispiel Zielsetzung
Es gab eine Reihe von Zielsetzungen wie zum Beispiel:
-für seine Interessen einzutreten, weil derjenige immer das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein
-sich klare Anweisungen geben trauen, ohne Angst davor zu haben nicht mehr gemocht zu werden
-die 10. Klasse gut bestehen und mal viel Geld verdienen
-so gut reiten lernen um mit uns auf Wanderritt gehen zu können
-unseren Deal, der mit euch Lehrern zu tun hat, den wir allerdings aus persönlichen Wettbewerbsgründen nicht verraten, zum Erfolg zu bringen, damit ich mein Versprechen einhalten muss
-mehr für sich und seinen Körper eintreten
-Bewusster Leben
-Das eigene Suchtverhalten ergründen und eine Lösung finden
Und vieles mehr
Die erarbeitete Liste von „to be a leader“ sowie die „Goldene Regel“ hänge ich hinten an
Wir führten so viele sehr private Gespräche, die ich aus Diskretionsgründen hier nicht aufschreiben werde. Sie waren zum Teil sehr erwachsen und von gehobenem Niveau.
Ich war nach diesem ersten Block von diesen Kindern begeistert.
Vielen Dank für so viel lesen.
Gisela Dinauer
Pferdeprojekt
To be a leader 29. 01. 2009
•Fair
•Freundlich
•Bei der Sache sein/nicht verzetteln
•Konsequenz
•Humor
•Verständnis
•Kompromissbereit
•Rücksichtsvoll
•Einfühlsam
•Sorgsam
•Loben können
•Verantwortungsbereit
•Kompetenz
•Toleranz
•Geduld
•Vernünftig
•Authentisch
•Autorität
•Durchsetzungsvermögen
•Vertrauen
•Zuhören können
•Ehrlichkeit
•Achtung/Respekt
•Aufrecht
•Achtsam/aufmerksam/konzentriert
•Problem (problemorientiert...lösungsorientiert)
•LIEBE UND HINGABE
•WIR BEKOMMEN LIEBE ZURÜCK
•Spaß auch beim Pferd
•erfolgreich
Physisches
•Körpersprache
•Aufrecht/aufrichtig
•Nach Gesundheit streben
•Mimik
Bericht über das Pferdeprojekt in Kooperation mit der Montessorischule Dachau
2. Block 17. – 19. Februar 2009
1.Tag
Die Schüler trafen am Dienstag, den 17. 02. um ca. 8.30 Uhr in Petershausen am Bahnhof ein, wo sie von Peter abgeholt wurden.
Als sie bei uns zu Hause um ca. 9.00 Uhr eintrafen, bezogen sie erst mal ihre Zimmer. Sie erkundigten sich sofort, wie der Tag heute verläuft. Ich schlug ihnen vor, sie sollten doch erst mal in Ruhe ankommen, ihre Sachen im Zimmer einräumen. Wir vereinbarten, dass sie bei mir in der Küche erscheinen, sobald sie das Gefühl haben, wirklich da zu sein und die Bereitschaft da ist, zu beginnen. Dies ging erstaunlich schnell. Nach 20 Minuten waren wir alle zur Besprechung mit 2. Frühstück um den Tisch versammelt.
Wir sprachen als erstes über Ereignisse der letzten Wochen, die in Zusammenhang mit der Projektarbeit stehen könnten. Die Jungs waren erst der Meinung, es war alles normal. Erst als das teilnehmende Mädchen berichtete, dass es für sie sehr witzige Erfahrungen mit Erwachsenen wahren, wenn sie diese auf ihre Stresssituationen aufmerksam machte, und den Erwachsenen auch noch, ihrer Meinung nach, höflich Vorschläge machte, wie sie den ganz einfach und unbeschwert mit solchen Situationen umgehen könnten, damit alle ohne Stress miteinander auskommen können, viel auch den Jungs auf, dass die Zeit in der Schule die letzten Wochen deutlich entspannter war. Dies war obermutig von unserem Projektmädchen und anscheinend erst mal erfolgreich.
Sie waren sich alle einig, dass die letzten Wochen in der Schule lustiger und entspannter abliefen. Ob dies für die Lehrer auch so war, möchte ich hier ohne schriftliche Stellungnahme derer nicht beurteilen.
Wir besprachen weiter unseren Tagesablauf:
-Wanderung mit den Pferden durch den Wald
-Mittagessen
-Theorie „Anatomie der Pferde“
-Abendessen
-Selbständige abendliche Pferdefütterung
Pferdewanderung
Nach unserer Besprechung ging es zum Stall. Es hatte über Nacht ordentlich viel geschneit und der Wind hatte den Radweg sowie den Feldweg zum Stall so zugeweht, dass aus dem zehnminütigen Fußweg ein wahres, sehr zeitaufwendiges Abenteuer mir ordentlich viel Spaß wurde.
Irgendwann kam die Bande dann doch an und wir begannen bei wunderschönem Winterwetter und strahlendem Sonnenschein die ersten Spuren in den verschneiten Winterwald zu ziehen. Wir begannen so, wie wir beim letzten Projektblock abgeschlossen hatten, nämlich mit einer Wanderung mit den Pferden durch den verschneiten Wald. Ich war erstaunt, wie viel an Wissen und Praxis nach drei Wochen Pause noch zur Verfügung stand. Dennoch neigen viele Menschen zur Selbstüberschätzung. Es fehlt uns oft der Bezug zur Realität. Als die Selbstüberschätzung deutlich zu erkennen war, indem die Schüler unbedingt traben und am besten gleich im Gelände galoppieren wollten, erklärte ich ihnen nochmals die Notwendigkeit der Rückenentlastung des Pferdes und die Wichtigkeit des leichten Sitzes. Ich fügte auch bei, dass es erst mal wichtig wäre, die Grundzüge der Anatomie gehört und verstanden zu haben, um traben zu können. Das war ihnen allerdings nicht so wichtig wie mir. Als ich die Unbelehrbarkeit dieses Momentes sah, dachte ich mir: dann eben learning bei doing und ich ließ sie antraben. Einer der Jungs, der auf dem Pony saß, blieb im Trab sitzen. Er ging nicht in den leichten Sitz. Dies ließ sich das Pony genau drei Trabschritte lang gefallen, dann begann es zu buckeln und er lag im Schnee. Seinem Blick nach zu urteilen hat er nicht verstanden, warum er fiel. Als ich ihm dann erklärte, dass dies auf Grund seiner mangelnden Kenntnisse über die Anatomie der Pferde passiert ist, konnten wir erst mal im Schritt weiterreiten. Wir wagten an einer geeigneten Stelle dann noch mal den Trab, alle akzeptierten die Regeln und alles ging gut.
Dieses Erlebnis war möglicherweise Ansporn genug, am Nachmittag mit Peter drei Stunden Anatomie zu pauken.
Mittagspause
Die Pausen fallen bei uns bewusst sehr großzügig aus, da wir sehr viel Wert darauf legen, dass die Schüler genügend Zeit bekommen, erlebtes nicht nur geistig, sondern noch viel mehr auf Körperebene zu verarbeiten und abzuspeichern.
Anatomie am Nachmittag
Am Nachmittag kam die Projektbetreuende Lehrerin zu Anatomieunterricht. Sie wird ihre Erlebnisse dieses Nachmittags und des folgenden Tages in einem gesonderten Bericht festhalten.
Von 15.30 Uhr bis 18.45 Uhr paukten dann alle mit Peter Anatomie. Normalerweise schaffen wir diesen Stoff bei Erwachsenen in ca. zwei Stunden. Erwachsene fragen viel weniger als Jugendliche. Für uns ist es immer wieder ein Erlebnis, wie wissbegierig junge Menschen sind und wie außergewöhnlich ihre Fragen sind. Manchmal sind ihre Fragen sehr außergewöhnlich und teilweise wirken sie auch frech. Und genau diese Fragen sind es, die uns immer wieder dazu animieren, unser Wissen weiter auszubauen, um auch all diese Fragen beantworten zu können.
Damit Sie als Leser ein Bild haben, wie drei Stunden Anatomie in etwa ablaufen, möchte ich dies etwas näher beschreiben: Die Schüler sitzen bei uns im Seminarraum. Er ist eingerichtet wie ein Wohnzimmer mit einer großen blauen Couch, gemütlichen Kissen, ein paar Wolldecken und einem Couchtisch. Die Schüler, welche auf der Couch sitzen, blicken auf
eine große Leinwand, welche die komplette gegenüberliegende Wand einnimmt. An der Decke hängt ein Beamer. Der Seminarleiter, in diesem Falle Peter, sitzt leicht seitlich versetzt an einem kleinen Tisch, das Keyboard eines Computers vor sich, von wo aus er die Präsentation steuert. Am Couchtisch stehen für die Schüler Getränke sowie Obst- und Gemüseschalen zur freien Bedienung bereit. So ausgerüstet machen wir immer wieder die Erfahrung, kann man Peters Präsentationen am effektivsten folgen.
Wie gesagt, es dauerte über drei Stunden mit zwei kurzen Pausen dazwischen.
Anschließend gab es Abendessen.
Nach dem Abendessen gingen meine Tochter Magdalena sowie noch drei andere Schüler ohne Betreuer zum Stall um die Pferde zu füttern. Alle anderen suchten ihre ganz private Erholung.
Das Einschlafen war diesmal gar kein Problem. Sie waren alle relativ müde und ich lies sie auch am nächsten Morgen bis 9.00 Uhr schlafen.
2.Tag
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück gingen wir erst die Pferde füttern und anschließend hatten alle ihre erste richtige Reitstunde am Reitplatz. Die unterrichtende Reitlehrerin war ich selbst.
Ich teilte die Schüler in zwei Reitgruppen. Während die einen ritten, gingen die anderen sich mit dem Schnee und dessen Spaßeffekt zu beschäftigen. So bleiben sie für die Reitstunde warm.
Einer unserer Projektteilnehmer steigt nicht aufs Pferd. Dies ist für alle Beteiligten so o.k.
Er leistet mir bei den Reitstunden und sonstigen Unternehmungen, bei denen die anderen auf dem Rücken der Pferde sitzen, sehr gewissenhaft Assistentenarbeit. Er fungierte ganz spontan und ohne nähere Einführung sehr brauchbar als Co-Trainer.
In dieser ersten, wirklichen Reitstunde ging es in erster Linie darum,
-das Pferd als Lebewesen ernst zu nehmen
-die Notwendigkeit das Pferd als ernstzunehmende Persönlichkeit zu führen
-einen Sitz im Schritt und im Trab zu lernen, bei dem sich das Pferd frei bewegen kann
-Anreite- und Anhaltehilfen sowie Lenkhilfen im Schritt und im Trab erlernen
Für meinen Assistenten ging es darum, die Hilfen und deren Sinn zu begreifen und den Reitern die Hilfen nochmals so zu erklären, dass diese die Aufgaben umsetzen konnten. Er sah die Umsetzung der Aufgaben als Beobachter und konnte den Reitern seine Sichtweise vermitteln, da sich der Reiter ja selber nicht sehen kann.
Zu Beginn der Reitstunden kam die Projektbeauftragte Lehrerin. Sie hat beide Reitstunden mit wachsamen Augen und ihren persönlichen Fragestellungen begleitet. Im Anhang an diesen Bericht wird sie ihre ganz persönliche Sichtweise darstellen.
Die beiden Reitstunden verliefen für mich sowie für Schüler und Pferde sehr zufriedenstellend. Auf Grund der Anatomiekenntnisse vom Vortag, konnten sie sich alle gut an die Umgangsregeln, die in Respekt und Achtung vor dem Lebewesen Pferd dringend eingehalten werden müssen, halten.
Nach der ausgiebigen Mittagspause, ging es dann zum nächsten Theorieblock. Es ging um Psychologie. Auch ein Stoff, der eigentlich so für Erwachsene zusammengestellt wurde.
Diese Präsentation besteht zum einen aus Computeranimationen über Gehirnschaltungen, Denkvorgänge und die Art und Weise, wie der Körper des Menschen diese Prozesse im Körper chemisch umsetzt und wie dies ihn reagieren lässt. Zum anderen kommen sehr viele Beispielsvideos vor, die zeigen, wie Handlungen von Reitern auf Pferde in der Psyche wirken und wie die Pferde drauf reagieren. Es geht überwiegend um das Phänomen Stress. Wie die Gehirnschaltungen bei Stress aussehen, wie verschiedene Drüsen drauf reagieren, was der Eiweißstoffwechsel, da so alles veranstaltet und wie der Körper plötzlich reagiert und automatisch in seinen urältesten, vollautomatischen Mustern reagiert, ohne dass wir dies wirklich wahrnehmen. Wer näheres drüber wissen möchte, was das im alltäglichen Leben für eine Rolle spielt und wie die Reiter an diese eingefahren Verhaltensmuster durch die Arbeit mit den Pferden arbeiten, könnt ihr euch gerne genauer anschauen. Wir machen auch Kurse, an denen jeder teilnehmen kann, der dies möchte.
Nach diesem sehr anstrengenden Tag machten wir uns abends nach dem Abendessen noch an den Mathe-Wochenplan. Sie haben ihn mit viel Motivationshilfe alle hinbekommen. Manche saßen halt zwei Stunden und ich musste mich ihnen immer wieder aufmerksam zuwenden. Danach waren alle stolz, dies geschafft zu haben. Der Stressfaktor war diesmal deutlich geringer.
3.Tag
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es noch mal in den Seminarraum. Wir übersetzten noch ein paar Erkenntnisse aus dem Psychologieseminar und den Reiterfahrungen vom Vortag auf das tägliche Leben.
Danach lies Peter sie die Caprilli-Story sehen. Dies ist ein Vortrag in Bildern über die Herkunft des Chironreitens und über die Person Federico Caprilli, der um 1900 in Italien gelebt und gewirkt hat.
Am Nachmittag gab es noch mal eine Reitstunde am Platz. Nach anfänglichen Umsetzungsschwierigkeiten des gelernten auf das Pferd als reales Lebewesen, konnten wir die Stunde dennoch zu aller Zufriedenheit beenden.
Diese Projekttage waren trotz der großen Kälte und der sehr anstrengenden Theorie sehr schön und genussvoll.
Ich denke, wir haben einen Schritt weiter in Richtung eigene Persönlichkeit und Eigenverantwortung getan, auch wenn die Schüler dies mit ihren 12 und 13 Jahren nur bruchteilhaft verstehen und umsetzen können. Ich bin sehr gespannt, was sich manifestiert hat und wie der nächste Schritt aussehen wird, wenn sie das nächste mal wieder da sind.
Wir danken euch Teilnehmern ganz herzlich, für euren Mut, solch ein Projekt so ernsthaft anzugehen.
Euch Eltern danken wir, dass ihr dieses Projekt durch die Teilnahmegenehmigung für eure Kinder möglich macht. Der Schule danken wir ganz herzlich dafür sich auf so etwas einzulassen, und dafür die Kinder jeden Monat für drei Tage freizustellen.
Gisela Dinauer und Peter Speckmaier
Anmerkungen zum Reitprojekt
Beobachtungen aus der 2. Runde, 17./18./19.02.2009
von Ellen Flocke - Projektbetreuende Lehrerin
Zum praktisches Reiten:
Die Pferde werden ohne Trense und ohne Sporen geritten. Es ist also nicht möglich, das Pferd aufgrund von Schmerzeinwirkung dazu zu bringen, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Die SchülerInnen lernen, ihre Pferden allein mit klarem Willen, mit Konzentration und Konsequenz zu führen. Dabei sind sie auch gezwungen, sich auf ihr Mitgeschöpf Pferd einzulassen und einfühlsam vorzugehen.
Einige Beobachtungsbeispiele:
Aufgabe war, das Pferd über einige ebenerdige Cavaletti zu reiten. Fast alle Schüler schafften dies jedoch nicht, weil ihre Pferde kurz davor abdrehten und diese Aufgabe verweigerten. Der Grund hierfür lag darin, dass die Schüler kurz vor den Cavaletti ihr Ziel nicht mehr ganz so entschlossen anvisierten. Die Pferde merkten dies sofort, waren verunsichert und nutzten die Möglichkeit, der Aufgabe auszuweichen. Gisela Dinauer machte sie auf ihr Verhalten aufmerksam. Die Schüler verstanden und versuchten es erneut. Sobald sie keinen Zweifel über ihr Vorhaben aufkommen ließen und die Cavaletti mit Entschlossenheit anritten, gelang es ihnen und mit jedem Mal erfüllten die Pferde diese Aufgabe besser. Schließlich sprangen die Schüler (Reitanfänger!) mit ihren Pferden aus dem Trab oder Galopp in einer teilweise schon flüssigen und harmonischen Bewegungsabfolge über ein niedriges Hindernis. Dies war nur dadurch möglich, dass sie gelernt haben, sich ihrem Pferd gegenüber willensstark und konsequent zu verhalten. Meiner Meinung nach ist das ein Erfolg, der dem Individuum positive Rückmeldung verschafft und darin bestärkt, sich selbst mehr zuzutrauen.
Ein Schüler, dessen Pferd ebenfalls seitlich auswich, anstatt über die Cavaletti zu gehen, reichte ihm direkt nach der ‚Verweigerung’ eine Belohnung, was in meinen Augen eine Verstärkung von Fehlverhalten war. Gisela Dinauer interpretierte diese Belohnung anders. Sie sagte zu dem Schüler, dass er seinem Pferd damit gezeigt habe, dass er sein Freund sei und es nichts von ihm zu befürchten habe. Nun solle er es noch einmal versuchen. Und es funktionierte! Das Verhalten des Schülers wurde von Gisela Dinauer nicht kritisiert, sondern positiv gedeutet. Damit hat sie den Schüler in seinem Handeln bestärkt, ihm Mut gemacht und damit sein Selbstwertgefühl gesteigert. Diese kleine Szene zeigte mir deutlich dass Gisela Dinauer im Umgang mit den SchülerInnen sehr überlegt und feinfühlig vorgeht.
Ein Schüler, der seine Reitstunde gerade absolviert und sein Pferd einem Mitschüler übergeben hatte, schnappte sich die auf dem Platz vorhandene Peitsche und begann, damit herumzuspielen, was natürlich insofern gefährlich war, als die Pferde in der Bahn dann leicht hätten erschrecken und eventuell durchgehen können.
Gisela Dinauer wies den Schüler auf diese Gefahr hin und bot ihm an, nach oben zu gehen (die Scheune und ein überdachter Bereich für die Unterbringung von Material befindet sich etwas oberhalb des Reitplatzes), sich eine der Peitschen zu nehmen und sich dort im Peitschenknallen zu üben. Sie hat also kein Verbot ausgesprochen, sondern sein Verhalten in vernünftige Bahnen umgeleitet.
Insgesamt erhalten die SchülerInnen einen großen Vertrauensvorschuss. Es wird ihnen selbstverständlich Verantwortung übertragen für Pferde, Materialien und Anlagen. Sie wissen, was zu tun ist und erfüllen ihre Aufgaben offenbar zuverlässig.
Zum Theorieunterricht:
Die SchülerInnen erhielten täglich Unterricht in Theorie, wobei ein Unterrichts-Block einen zeitlichen Umfang von ca. dreieinhalb (!) Stunden incl. einer oder zwei kurzen Pause hatte. Themen waren Anatomie, Physiologie und Psychologie des Pferdes.
Mit den von ihm selbst aufwändig gestalteten Powerpoint-Präsentationen versteht Peter Speckmaier es, den SchülerInnen die Theorie abwechslungsreich, ansprechend und fesselnd zu vermitteln. Die SchülerInnen folgen diesem anschaulich dargebotenen und intensiven Unterricht mit Interesse, beteiligen sich zum Teil lebhaft, haben viele Fragen und schaffen es erstaunlicherweise, die gesamte Zeit relativ aufmerksam und an ihrem Platz zu bleiben.
Die behandelten Themen bieten immer wieder Anlass zur wertvollen Reflexion des eigenen Verhaltens, sind aufschlussreich bezüglich der eigenen Person, da es zu Einsichten in Ursachen eigener Reaktionen sowie der ihrer Mitmenschen kommt. Verhaltensprozesse werden aufgedeckt und durchschaut, die Entstehung und Auswirkung von Stress verständlich gemacht, eigene Schuldzuweisungen genommen, gegen das ‚Ich bin nicht OK-Denken’ gearbeitet. Dieser Eigenbezug macht diesen Unterricht zusätzlich spannend. Außerdem versteht Peter Speckmaier es, die SchülerInnen mit Autorität und Freundlichkeit bei der Sache zu halten. Die Kinder schätzen sein enormes Wissen zu diesen Themen offensichtlich sehr und entsprechen seiner Forderung nach Aufmerksamkeit ohne Widerspruch.
Insgesamt konnte ich viel positives Verhalten seitens der SchülerInnen beobachten. Auch beim gemeinsamen Mittagessen war es angenehm, mit ihnen zusammen am Tisch zu sitzen. Die Athmosphäre war entspannt. Alle haben sich vorbildlich verhalten.
Ich empfand es als sehr bereichernd, unsere SchülerInnen in diesem Rahmen so positiv erleben zu können.
Ellen Flocke - Projektbetreuende Lehrerin
Projektleiter:
Gisela Dinauer
Peter Speckmaier
Projektbegleiter:
Eva Botz
Ellen Flocke
Christian Hallweger
Projektteilnehmer:
Sarah Ergin
Carlo Galusic
Simon Marat
Jonas Ulbrich
Benno Winter
Felix Dam
Zwangsweise Mitlernende: Die Eltern, die Freunde und sonstiges Umfeld
Tagesabläufe
1. Tag
Die Projektteilnehmer kamen vollzählig am Dienstag um 8.30 Uhr in Petershausen am Bahnhof an, wo sie von Peter Speckmaier abgeholt wurden.
Nachdem sie ihre Zimmer bei uns im Haus in Hohenkammer bezogen hatten, trafen wir uns im Esszimmer zu einem Besprechungsfrühstück. Es ging um: warum Projekt, was bedeutet es an einem Projekt teilzunehmen, wir besprachen die möglichen Vorteile und die Verantwortlichkeiten aller beteiligten Seiten, machten uns einen Tagesplan und einen groben Übersichtsplan für die folgenden drei Tage.
Anschließend trafen wir uns in Arbeitskleidung im Stall. Wir fütterten die Pferde gemeinsam mit Heu und Kraftfutter und machten gemeinsam den Mist weg.
Unsere 12 Pferde leben gemeinsam Tag und Nacht in einer Herde im Offenstall. Es stehen ihnen im Winter ca. 1,5 ha Fläche dauerhaft zur Verfügung, in der sie sich frei bewegen können. Im Sommer sind es etwa 3,5 ha.
Ich war sehr erstaunt, wie frei sich die Schüler in der Herde bewegen trauten und wie dies von den Pferden harmonisch geduldet wurde. Dies ist nicht üblich. Daraus zog ich meine ersten
Schlüsse einer wirklich guten und erfolgversprechenden Zusammenarbeit zwischen den Schülern und meinem Team.
Nach ca. 30 Minuten Pferdebekanntschaft saßen die ersten bereits in der Koppel auf den Pferden während diese ihr Heu fraßen.
Da war bereits klar, dass die Schüler dieses Projekt wollen und auch genießen können.
Nach dem Mittagessen und einer angemessenen Pause trafen wir uns im Seminarraum zur Grundlagenbesprechung über Verhaltensweisen und Körpersprache der Pferde.
Anschließend gingen sie mit Peter zum Stall, um Pferde führen zu lernen. Nach der Abendfütterung gab es für alle Abendessen und danach freie Gestaltung des Abends.
Gegen 22.00 Uhr sollte Bettruhe herrschen, was sich als sehr schwierig herausstellte. Die 5 Jungs waren sehr unruhig, mussten sich viel und laut unterhalten und fanden keine Ruhe.
Dies ist am ersten Abend oft so, doch diesmal war es heftiger. Nach dem wir zusammen die Ursache für ihre Einschlafschwierigkeiten mit Hilfe der „Goldenen Regel“ analysiert hatten, konnten sie auch sofort einschlafen. Sie schliefen durch und wachten am nächsten Morgen auch erst gegen 8.00 Uhr auf. In der folgenden Nacht taten sie sich schon viel leichter.
2. Tag
Am Morgen gingen wir nach dem Frühstück wieder unserer alltäglichen Arbeit mit Füttern der Pferde und Misten nach. Danach drehten wir eine gemeinsame Runde mit den Pferden im Wald. Wir waren mit 4 Pferden unterwegs. Sie haben die Pferde abwechselnd geführt und sich teilweise auch auf dem ungesattelten Pferd führen lassen. Die Schüler als auch die Pferde waren motiviert und es ist ihnen teilweise schon gute Teamarbeit gelungen.
Nach dem Mittagessen und einer angebrachten Pause gab es theoretischen Unterricht in Psychologie. Es ging um Stress, warum es ihn gibt, die Hintergründe und die Wichtigkeit, die damit verbundene Hormonausschüttung, Gehirntätigkeit und das Zusammenspiel mit den Drüsen , Organen und dem Immunsystem. Es ging um die Gehirntätigkeit in Stresssituationen und die Lösung, die unser Körper uns dafür bietet. Wir übertrugen dann die Erkenntnisse auf unser tägliches Leben und stellten fest, dass wir fast immer unter Stress in Verhaltensweisen fallen, die automatisch ablaufen und je nach unseren Prägungen sich teilweise sehr eigenartig zeigen. Wir konnten auch deutlich sehen, was Stress auslöst und gegenseitig unsere eigene Unfähigkeit im Umgang mit diesen Situationen erkennen.
Beispiele hierzu folgen.
Am späten Nachmittag gingen wir dann zur Abendfütterung in den Stall und noch eine kleine Runde mit den Pferden in den Wald.
Nach dem Abendessen legte die Magdalena die Mathe Wochenarbeit auf den Tisch. Bei fasst allen Schülern stellte sich ein spontaner Stresszustand ein. Wir besprachen zusammen die Situation, machten uns die theoretischen Kenntnisse über Stress noch mal bewusst und beobachteten gegenseitig unser Verhalten. Dies war sehr amüsant und teilweise mussten wir über die Situationen, die wir beobachteten auch lachen. Anschließend ging es allen ein Stück besser und sie konnten alle einen großen Teil der Wochenarbeit in relativ kurzer Zeit erledigen. Beispiele folgen.
3. Tag
Nach dem Frühstück gab es Theorie von und mit Peter. Es ging um: „to be a leader“
Sie erarbeiteten in einem “brain storming”, was sie von den Menschen erwarten, die sie von Geburt bis zu erwachsen werden auf ihrem Lebensweg begleiten und welche Eigenschaften sie von diesen Menschen erwarten um selbstbewusste Persönlichkeiten werden zu können.
Die Sammlung an Begriffen war ordentlich. Sie konnten es auch gut akzeptieren, dass genau diese Eigenschaften notwendig sind, um ein Pferd führen und reiten zu können. Letztendlich ging es noch um Zielsetzungen und darum, was sie denn für sich selbst im Leben erwarten und welchen Beitrag sie denn bereit sind dafür zu leisten. Beispiele folgen.
Nach dem Mittagessen gab es noch einen Block Theorie. Hierbei ging es um die Macht der Vorstellung, um Glaubensmuster und um den Einfluss unseres Unterbewusstsein im täglichen Umgang mit anderen Menschen speziell unseren Erziehern (Eltern und Lehrern)
Wir stützen uns in erster Linie auf die goldene Regel Wir haben auch einen Deal zusammen geschlossen, dessen Inhalte wir nicht verraten werden. Dies ist die Lernaufgabe, die wir an die Erzieher und Lehrer weitergeben und wir erhoffen uns am Schuljahresende von euch zu hören, welcher Deal dies gewesen sein könnte.
Am Nachmittag ging es dann wieder an die Pferde. Wir sattelten 5 Pferde und gingen ins Gelände. Magdalena machte den Guide. Einige der Schüler entfalteten ihre Führungsqualitäten beim führen und andere auch schon beim Reiten, obwohl sie zuvor noch nie selbständig geritten sind. Teilweise schafften sie es bereits das Pferd im Wald selbständig zu lenken und auch eine Strecke von ein paar hundert Metern zu traben. Die Selbstbewusstseinsinfusion vom Vormittag begann schon zu wirken.
Nach der Abendfütterung gingen wir auch zum Abendessen. Danach brachte ich sie zur S-Bahn.
Alles in allem waren wir alle sehr zufrieden mit uns. Ich empfand die Tage als bereichern.
Dafür bin ich sehr dankbar.
Zielsetzungen fürs Pferdeprojekt
-Reiten mit Leichtigkeit – Leben in Leichtigkeit
-Verantwortungsbewussten Umgang lernen
-Ziele erkennen, stecken und für die Erreichung derer sorgen
-Lernen dafür zu sorgen, dass wir immer genügend Energie in unserm Körper zur Verfügung haben
-Den Umgang mit den Pferden immer mehr zu perfektionieren
-Die „Goldene Regel“ einhalten und zu unserem Vorteil nutzen zu lernen
-Aktive Mitarbeit an unserer eigenen positiven Veränderung und der positiven Veränderung der Pferde und unserem Umfeld
-Stresserkennung und Stresslösung
-Unseren seelischen und unseren körperlichen Bereich zusammen führen
-Uns um uns selber kümmern lernen
-Sanft lernen und sanft lehren
u.s.w.
Beispiele aus dem Alltag des Projektlebens
Stresssituation
Beispiel 1: Die Schüler saßen alle zusammen am Esstisch um den Mathe-Wochenplan zu bearbeiten. Beim bloßen Ansehen des Arbeitsblattes verfielen alle bis auf einen in eine unglaubliche Stresssituation. Es war, wie wenn sie einen Schalter umgelegt hätten, faselten ganz wirre zusammenhanglose Sätze. Einer sagte, er könne die Aufgaben nur mit seinem Vater erledigen und er dürfe dies hier gar nicht machen ein anderer sagte, das ginge nur zu Hause und so hatten fast alle Ausreden, warum es nicht ginge. Ich sah mir dies eine Zeitlang an und sagte sehr verwundert, dass sie sich gerade alle sehr eigenartig verhielten und ob das öfter mal so sei. Sie sagten, das wäre in der Schule häufig so. Ich machte sie daraufhin auf das Aufmerksam, was wir am Vormittag über Stress gelernt hatten. Wir machten uns die Gehirntätigkeit bei Stress bewusst, holten uns die Bilder geistig wieder her, die wir auf der Leinwand zum Thema behandelt hatten. Ich forderte sie auf, sich gegenseitig zu beobachten um herauszufinden, auf welche weise der vom Gehirn abgeschaltete Körper nun reagierte. Wir stellten fest, dass in diesem Fall der Körper völlig selbständig handelt. Einer von ihnen musste so viele komische coole Dinge reden, die völlig zusammenhanglos waren, dass es den anderen auffiel, das dies mit der eigentlichen Person dessen nichts mehr zu tun hat. Wir redeten sogar ziemlich laut über das eigenartige Verhalten des Schülers ohne dass er selber es registrieren konnte obwohl er genau neben uns saß. Nach einiger Zeit wurde er dann doch auf uns aufmerksam. Wir sprachen ihn auf sein Verhalten an und er sagte, er habe es nicht bemerkt.
Daraufhin vereinbarten wir, wie viel von der Wochenarbeit erledigt werden sollte und ich zog mich zurück.
Nach ca. einer halbern Stunde waren alle mit den Aufgaben fertig. Sie hatten alles selbständig gelöst. Da waren wir alle ganz schön stolz auf diese Leistung.
Beispiel 2: Ein ähnliches Beispiel hatten wir auch in der Theorie. Einer der Jungen konnte sich überhaupt nicht konzentrieren. Er spielte ständig mit seiner kleinen Taschenlampe und versuchte die anderen zu stören. Am nächsten Tag unterhielten wir uns noch mal über Stress und holten uns vor unserem geistigen Auge noch mal die Taschenlampenspielersituation her. Ergebnis war, dass ihn alleine das Thema so unter Stress gesetzt hat, dass sein Gehirn immer wieder abschaltete und nun sein Unterbewusstsein selbständig handelte. Manche Menschen sind darauf geprägt in schwierigen Situationen automatisch mit Ablenkungsmanöver zu reagieren.
Gäbe noch eine Vielzahl von Beispielen und Situationen, die es wert wären niederzuschreiben. Doch dann würde aus diesem Bericht ein Buch werden. Vielleicht mag der ein oder andere von euch Lesern seine persönlichen Eindrücke und veränderte Situationen seit dem Start des Projekts einfach notieren. Vielen herzlichen Dank im Namen aller, die vielleicht mal davon profitieren.
Beispiel Zielsetzung
Es gab eine Reihe von Zielsetzungen wie zum Beispiel:
-für seine Interessen einzutreten, weil derjenige immer das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein
-sich klare Anweisungen geben trauen, ohne Angst davor zu haben nicht mehr gemocht zu werden
-die 10. Klasse gut bestehen und mal viel Geld verdienen
-so gut reiten lernen um mit uns auf Wanderritt gehen zu können
-unseren Deal, der mit euch Lehrern zu tun hat, den wir allerdings aus persönlichen Wettbewerbsgründen nicht verraten, zum Erfolg zu bringen, damit ich mein Versprechen einhalten muss
-mehr für sich und seinen Körper eintreten
-Bewusster Leben
-Das eigene Suchtverhalten ergründen und eine Lösung finden
Und vieles mehr
Die erarbeitete Liste von „to be a leader“ sowie die „Goldene Regel“ hänge ich hinten an
Wir führten so viele sehr private Gespräche, die ich aus Diskretionsgründen hier nicht aufschreiben werde. Sie waren zum Teil sehr erwachsen und von gehobenem Niveau.
Ich war nach diesem ersten Block von diesen Kindern begeistert.
Vielen Dank für so viel lesen.
Gisela Dinauer
Pferdeprojekt
To be a leader 29. 01. 2009
•Fair
•Freundlich
•Bei der Sache sein/nicht verzetteln
•Konsequenz
•Humor
•Verständnis
•Kompromissbereit
•Rücksichtsvoll
•Einfühlsam
•Sorgsam
•Loben können
•Verantwortungsbereit
•Kompetenz
•Toleranz
•Geduld
•Vernünftig
•Authentisch
•Autorität
•Durchsetzungsvermögen
•Vertrauen
•Zuhören können
•Ehrlichkeit
•Achtung/Respekt
•Aufrecht
•Achtsam/aufmerksam/konzentriert
•Problem (problemorientiert...lösungsorientiert)
•LIEBE UND HINGABE
•WIR BEKOMMEN LIEBE ZURÜCK
•Spaß auch beim Pferd
•erfolgreich
Physisches
•Körpersprache
•Aufrecht/aufrichtig
•Nach Gesundheit streben
•Mimik
Bericht über das Pferdeprojekt in Kooperation mit der Montessorischule Dachau
2. Block 17. – 19. Februar 2009
1.Tag
Die Schüler trafen am Dienstag, den 17. 02. um ca. 8.30 Uhr in Petershausen am Bahnhof ein, wo sie von Peter abgeholt wurden.
Als sie bei uns zu Hause um ca. 9.00 Uhr eintrafen, bezogen sie erst mal ihre Zimmer. Sie erkundigten sich sofort, wie der Tag heute verläuft. Ich schlug ihnen vor, sie sollten doch erst mal in Ruhe ankommen, ihre Sachen im Zimmer einräumen. Wir vereinbarten, dass sie bei mir in der Küche erscheinen, sobald sie das Gefühl haben, wirklich da zu sein und die Bereitschaft da ist, zu beginnen. Dies ging erstaunlich schnell. Nach 20 Minuten waren wir alle zur Besprechung mit 2. Frühstück um den Tisch versammelt.
Wir sprachen als erstes über Ereignisse der letzten Wochen, die in Zusammenhang mit der Projektarbeit stehen könnten. Die Jungs waren erst der Meinung, es war alles normal. Erst als das teilnehmende Mädchen berichtete, dass es für sie sehr witzige Erfahrungen mit Erwachsenen wahren, wenn sie diese auf ihre Stresssituationen aufmerksam machte, und den Erwachsenen auch noch, ihrer Meinung nach, höflich Vorschläge machte, wie sie den ganz einfach und unbeschwert mit solchen Situationen umgehen könnten, damit alle ohne Stress miteinander auskommen können, viel auch den Jungs auf, dass die Zeit in der Schule die letzten Wochen deutlich entspannter war. Dies war obermutig von unserem Projektmädchen und anscheinend erst mal erfolgreich.
Sie waren sich alle einig, dass die letzten Wochen in der Schule lustiger und entspannter abliefen. Ob dies für die Lehrer auch so war, möchte ich hier ohne schriftliche Stellungnahme derer nicht beurteilen.
Wir besprachen weiter unseren Tagesablauf:
-Wanderung mit den Pferden durch den Wald
-Mittagessen
-Theorie „Anatomie der Pferde“
-Abendessen
-Selbständige abendliche Pferdefütterung
Pferdewanderung
Nach unserer Besprechung ging es zum Stall. Es hatte über Nacht ordentlich viel geschneit und der Wind hatte den Radweg sowie den Feldweg zum Stall so zugeweht, dass aus dem zehnminütigen Fußweg ein wahres, sehr zeitaufwendiges Abenteuer mir ordentlich viel Spaß wurde.
Irgendwann kam die Bande dann doch an und wir begannen bei wunderschönem Winterwetter und strahlendem Sonnenschein die ersten Spuren in den verschneiten Winterwald zu ziehen. Wir begannen so, wie wir beim letzten Projektblock abgeschlossen hatten, nämlich mit einer Wanderung mit den Pferden durch den verschneiten Wald. Ich war erstaunt, wie viel an Wissen und Praxis nach drei Wochen Pause noch zur Verfügung stand. Dennoch neigen viele Menschen zur Selbstüberschätzung. Es fehlt uns oft der Bezug zur Realität. Als die Selbstüberschätzung deutlich zu erkennen war, indem die Schüler unbedingt traben und am besten gleich im Gelände galoppieren wollten, erklärte ich ihnen nochmals die Notwendigkeit der Rückenentlastung des Pferdes und die Wichtigkeit des leichten Sitzes. Ich fügte auch bei, dass es erst mal wichtig wäre, die Grundzüge der Anatomie gehört und verstanden zu haben, um traben zu können. Das war ihnen allerdings nicht so wichtig wie mir. Als ich die Unbelehrbarkeit dieses Momentes sah, dachte ich mir: dann eben learning bei doing und ich ließ sie antraben. Einer der Jungs, der auf dem Pony saß, blieb im Trab sitzen. Er ging nicht in den leichten Sitz. Dies ließ sich das Pony genau drei Trabschritte lang gefallen, dann begann es zu buckeln und er lag im Schnee. Seinem Blick nach zu urteilen hat er nicht verstanden, warum er fiel. Als ich ihm dann erklärte, dass dies auf Grund seiner mangelnden Kenntnisse über die Anatomie der Pferde passiert ist, konnten wir erst mal im Schritt weiterreiten. Wir wagten an einer geeigneten Stelle dann noch mal den Trab, alle akzeptierten die Regeln und alles ging gut.
Dieses Erlebnis war möglicherweise Ansporn genug, am Nachmittag mit Peter drei Stunden Anatomie zu pauken.
Mittagspause
Die Pausen fallen bei uns bewusst sehr großzügig aus, da wir sehr viel Wert darauf legen, dass die Schüler genügend Zeit bekommen, erlebtes nicht nur geistig, sondern noch viel mehr auf Körperebene zu verarbeiten und abzuspeichern.
Anatomie am Nachmittag
Am Nachmittag kam die Projektbetreuende Lehrerin zu Anatomieunterricht. Sie wird ihre Erlebnisse dieses Nachmittags und des folgenden Tages in einem gesonderten Bericht festhalten.
Von 15.30 Uhr bis 18.45 Uhr paukten dann alle mit Peter Anatomie. Normalerweise schaffen wir diesen Stoff bei Erwachsenen in ca. zwei Stunden. Erwachsene fragen viel weniger als Jugendliche. Für uns ist es immer wieder ein Erlebnis, wie wissbegierig junge Menschen sind und wie außergewöhnlich ihre Fragen sind. Manchmal sind ihre Fragen sehr außergewöhnlich und teilweise wirken sie auch frech. Und genau diese Fragen sind es, die uns immer wieder dazu animieren, unser Wissen weiter auszubauen, um auch all diese Fragen beantworten zu können.
Damit Sie als Leser ein Bild haben, wie drei Stunden Anatomie in etwa ablaufen, möchte ich dies etwas näher beschreiben: Die Schüler sitzen bei uns im Seminarraum. Er ist eingerichtet wie ein Wohnzimmer mit einer großen blauen Couch, gemütlichen Kissen, ein paar Wolldecken und einem Couchtisch. Die Schüler, welche auf der Couch sitzen, blicken auf
eine große Leinwand, welche die komplette gegenüberliegende Wand einnimmt. An der Decke hängt ein Beamer. Der Seminarleiter, in diesem Falle Peter, sitzt leicht seitlich versetzt an einem kleinen Tisch, das Keyboard eines Computers vor sich, von wo aus er die Präsentation steuert. Am Couchtisch stehen für die Schüler Getränke sowie Obst- und Gemüseschalen zur freien Bedienung bereit. So ausgerüstet machen wir immer wieder die Erfahrung, kann man Peters Präsentationen am effektivsten folgen.
Wie gesagt, es dauerte über drei Stunden mit zwei kurzen Pausen dazwischen.
Anschließend gab es Abendessen.
Nach dem Abendessen gingen meine Tochter Magdalena sowie noch drei andere Schüler ohne Betreuer zum Stall um die Pferde zu füttern. Alle anderen suchten ihre ganz private Erholung.
Das Einschlafen war diesmal gar kein Problem. Sie waren alle relativ müde und ich lies sie auch am nächsten Morgen bis 9.00 Uhr schlafen.
2.Tag
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück gingen wir erst die Pferde füttern und anschließend hatten alle ihre erste richtige Reitstunde am Reitplatz. Die unterrichtende Reitlehrerin war ich selbst.
Ich teilte die Schüler in zwei Reitgruppen. Während die einen ritten, gingen die anderen sich mit dem Schnee und dessen Spaßeffekt zu beschäftigen. So bleiben sie für die Reitstunde warm.
Einer unserer Projektteilnehmer steigt nicht aufs Pferd. Dies ist für alle Beteiligten so o.k.
Er leistet mir bei den Reitstunden und sonstigen Unternehmungen, bei denen die anderen auf dem Rücken der Pferde sitzen, sehr gewissenhaft Assistentenarbeit. Er fungierte ganz spontan und ohne nähere Einführung sehr brauchbar als Co-Trainer.
In dieser ersten, wirklichen Reitstunde ging es in erster Linie darum,
-das Pferd als Lebewesen ernst zu nehmen
-die Notwendigkeit das Pferd als ernstzunehmende Persönlichkeit zu führen
-einen Sitz im Schritt und im Trab zu lernen, bei dem sich das Pferd frei bewegen kann
-Anreite- und Anhaltehilfen sowie Lenkhilfen im Schritt und im Trab erlernen
Für meinen Assistenten ging es darum, die Hilfen und deren Sinn zu begreifen und den Reitern die Hilfen nochmals so zu erklären, dass diese die Aufgaben umsetzen konnten. Er sah die Umsetzung der Aufgaben als Beobachter und konnte den Reitern seine Sichtweise vermitteln, da sich der Reiter ja selber nicht sehen kann.
Zu Beginn der Reitstunden kam die Projektbeauftragte Lehrerin. Sie hat beide Reitstunden mit wachsamen Augen und ihren persönlichen Fragestellungen begleitet. Im Anhang an diesen Bericht wird sie ihre ganz persönliche Sichtweise darstellen.
Die beiden Reitstunden verliefen für mich sowie für Schüler und Pferde sehr zufriedenstellend. Auf Grund der Anatomiekenntnisse vom Vortag, konnten sie sich alle gut an die Umgangsregeln, die in Respekt und Achtung vor dem Lebewesen Pferd dringend eingehalten werden müssen, halten.
Nach der ausgiebigen Mittagspause, ging es dann zum nächsten Theorieblock. Es ging um Psychologie. Auch ein Stoff, der eigentlich so für Erwachsene zusammengestellt wurde.
Diese Präsentation besteht zum einen aus Computeranimationen über Gehirnschaltungen, Denkvorgänge und die Art und Weise, wie der Körper des Menschen diese Prozesse im Körper chemisch umsetzt und wie dies ihn reagieren lässt. Zum anderen kommen sehr viele Beispielsvideos vor, die zeigen, wie Handlungen von Reitern auf Pferde in der Psyche wirken und wie die Pferde drauf reagieren. Es geht überwiegend um das Phänomen Stress. Wie die Gehirnschaltungen bei Stress aussehen, wie verschiedene Drüsen drauf reagieren, was der Eiweißstoffwechsel, da so alles veranstaltet und wie der Körper plötzlich reagiert und automatisch in seinen urältesten, vollautomatischen Mustern reagiert, ohne dass wir dies wirklich wahrnehmen. Wer näheres drüber wissen möchte, was das im alltäglichen Leben für eine Rolle spielt und wie die Reiter an diese eingefahren Verhaltensmuster durch die Arbeit mit den Pferden arbeiten, könnt ihr euch gerne genauer anschauen. Wir machen auch Kurse, an denen jeder teilnehmen kann, der dies möchte.
Nach diesem sehr anstrengenden Tag machten wir uns abends nach dem Abendessen noch an den Mathe-Wochenplan. Sie haben ihn mit viel Motivationshilfe alle hinbekommen. Manche saßen halt zwei Stunden und ich musste mich ihnen immer wieder aufmerksam zuwenden. Danach waren alle stolz, dies geschafft zu haben. Der Stressfaktor war diesmal deutlich geringer.
3.Tag
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es noch mal in den Seminarraum. Wir übersetzten noch ein paar Erkenntnisse aus dem Psychologieseminar und den Reiterfahrungen vom Vortag auf das tägliche Leben.
Danach lies Peter sie die Caprilli-Story sehen. Dies ist ein Vortrag in Bildern über die Herkunft des Chironreitens und über die Person Federico Caprilli, der um 1900 in Italien gelebt und gewirkt hat.
Am Nachmittag gab es noch mal eine Reitstunde am Platz. Nach anfänglichen Umsetzungsschwierigkeiten des gelernten auf das Pferd als reales Lebewesen, konnten wir die Stunde dennoch zu aller Zufriedenheit beenden.
Diese Projekttage waren trotz der großen Kälte und der sehr anstrengenden Theorie sehr schön und genussvoll.
Ich denke, wir haben einen Schritt weiter in Richtung eigene Persönlichkeit und Eigenverantwortung getan, auch wenn die Schüler dies mit ihren 12 und 13 Jahren nur bruchteilhaft verstehen und umsetzen können. Ich bin sehr gespannt, was sich manifestiert hat und wie der nächste Schritt aussehen wird, wenn sie das nächste mal wieder da sind.
Wir danken euch Teilnehmern ganz herzlich, für euren Mut, solch ein Projekt so ernsthaft anzugehen.
Euch Eltern danken wir, dass ihr dieses Projekt durch die Teilnahmegenehmigung für eure Kinder möglich macht. Der Schule danken wir ganz herzlich dafür sich auf so etwas einzulassen, und dafür die Kinder jeden Monat für drei Tage freizustellen.
Gisela Dinauer und Peter Speckmaier
Anmerkungen zum Reitprojekt
Beobachtungen aus der 2. Runde, 17./18./19.02.2009
von Ellen Flocke - Projektbetreuende Lehrerin
Zum praktisches Reiten:
Die Pferde werden ohne Trense und ohne Sporen geritten. Es ist also nicht möglich, das Pferd aufgrund von Schmerzeinwirkung dazu zu bringen, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Die SchülerInnen lernen, ihre Pferden allein mit klarem Willen, mit Konzentration und Konsequenz zu führen. Dabei sind sie auch gezwungen, sich auf ihr Mitgeschöpf Pferd einzulassen und einfühlsam vorzugehen.
Einige Beobachtungsbeispiele:
Aufgabe war, das Pferd über einige ebenerdige Cavaletti zu reiten. Fast alle Schüler schafften dies jedoch nicht, weil ihre Pferde kurz davor abdrehten und diese Aufgabe verweigerten. Der Grund hierfür lag darin, dass die Schüler kurz vor den Cavaletti ihr Ziel nicht mehr ganz so entschlossen anvisierten. Die Pferde merkten dies sofort, waren verunsichert und nutzten die Möglichkeit, der Aufgabe auszuweichen. Gisela Dinauer machte sie auf ihr Verhalten aufmerksam. Die Schüler verstanden und versuchten es erneut. Sobald sie keinen Zweifel über ihr Vorhaben aufkommen ließen und die Cavaletti mit Entschlossenheit anritten, gelang es ihnen und mit jedem Mal erfüllten die Pferde diese Aufgabe besser. Schließlich sprangen die Schüler (Reitanfänger!) mit ihren Pferden aus dem Trab oder Galopp in einer teilweise schon flüssigen und harmonischen Bewegungsabfolge über ein niedriges Hindernis. Dies war nur dadurch möglich, dass sie gelernt haben, sich ihrem Pferd gegenüber willensstark und konsequent zu verhalten. Meiner Meinung nach ist das ein Erfolg, der dem Individuum positive Rückmeldung verschafft und darin bestärkt, sich selbst mehr zuzutrauen.
Ein Schüler, dessen Pferd ebenfalls seitlich auswich, anstatt über die Cavaletti zu gehen, reichte ihm direkt nach der ‚Verweigerung’ eine Belohnung, was in meinen Augen eine Verstärkung von Fehlverhalten war. Gisela Dinauer interpretierte diese Belohnung anders. Sie sagte zu dem Schüler, dass er seinem Pferd damit gezeigt habe, dass er sein Freund sei und es nichts von ihm zu befürchten habe. Nun solle er es noch einmal versuchen. Und es funktionierte! Das Verhalten des Schülers wurde von Gisela Dinauer nicht kritisiert, sondern positiv gedeutet. Damit hat sie den Schüler in seinem Handeln bestärkt, ihm Mut gemacht und damit sein Selbstwertgefühl gesteigert. Diese kleine Szene zeigte mir deutlich dass Gisela Dinauer im Umgang mit den SchülerInnen sehr überlegt und feinfühlig vorgeht.
Ein Schüler, der seine Reitstunde gerade absolviert und sein Pferd einem Mitschüler übergeben hatte, schnappte sich die auf dem Platz vorhandene Peitsche und begann, damit herumzuspielen, was natürlich insofern gefährlich war, als die Pferde in der Bahn dann leicht hätten erschrecken und eventuell durchgehen können.
Gisela Dinauer wies den Schüler auf diese Gefahr hin und bot ihm an, nach oben zu gehen (die Scheune und ein überdachter Bereich für die Unterbringung von Material befindet sich etwas oberhalb des Reitplatzes), sich eine der Peitschen zu nehmen und sich dort im Peitschenknallen zu üben. Sie hat also kein Verbot ausgesprochen, sondern sein Verhalten in vernünftige Bahnen umgeleitet.
Insgesamt erhalten die SchülerInnen einen großen Vertrauensvorschuss. Es wird ihnen selbstverständlich Verantwortung übertragen für Pferde, Materialien und Anlagen. Sie wissen, was zu tun ist und erfüllen ihre Aufgaben offenbar zuverlässig.
Zum Theorieunterricht:
Die SchülerInnen erhielten täglich Unterricht in Theorie, wobei ein Unterrichts-Block einen zeitlichen Umfang von ca. dreieinhalb (!) Stunden incl. einer oder zwei kurzen Pause hatte. Themen waren Anatomie, Physiologie und Psychologie des Pferdes.
Mit den von ihm selbst aufwändig gestalteten Powerpoint-Präsentationen versteht Peter Speckmaier es, den SchülerInnen die Theorie abwechslungsreich, ansprechend und fesselnd zu vermitteln. Die SchülerInnen folgen diesem anschaulich dargebotenen und intensiven Unterricht mit Interesse, beteiligen sich zum Teil lebhaft, haben viele Fragen und schaffen es erstaunlicherweise, die gesamte Zeit relativ aufmerksam und an ihrem Platz zu bleiben.
Die behandelten Themen bieten immer wieder Anlass zur wertvollen Reflexion des eigenen Verhaltens, sind aufschlussreich bezüglich der eigenen Person, da es zu Einsichten in Ursachen eigener Reaktionen sowie der ihrer Mitmenschen kommt. Verhaltensprozesse werden aufgedeckt und durchschaut, die Entstehung und Auswirkung von Stress verständlich gemacht, eigene Schuldzuweisungen genommen, gegen das ‚Ich bin nicht OK-Denken’ gearbeitet. Dieser Eigenbezug macht diesen Unterricht zusätzlich spannend. Außerdem versteht Peter Speckmaier es, die SchülerInnen mit Autorität und Freundlichkeit bei der Sache zu halten. Die Kinder schätzen sein enormes Wissen zu diesen Themen offensichtlich sehr und entsprechen seiner Forderung nach Aufmerksamkeit ohne Widerspruch.
Insgesamt konnte ich viel positives Verhalten seitens der SchülerInnen beobachten. Auch beim gemeinsamen Mittagessen war es angenehm, mit ihnen zusammen am Tisch zu sitzen. Die Athmosphäre war entspannt. Alle haben sich vorbildlich verhalten.
Ich empfand es als sehr bereichernd, unsere SchülerInnen in diesem Rahmen so positiv erleben zu können.
Ellen Flocke - Projektbetreuende Lehrerin